Nun gehört also auch noch der Black Friday zum neuesten Herübergeschwapps des zur internationalen Affendressur neigenden Amerikaners. Dessen schnapsgebürtige Ideen breiten sich ohnehin grundsätzlich wie turbofortpflanzende Karnickel über die Erdkugel aus. Und da Sonderangebote bei uns scheinbar einen unkontrollierbaren Schnüffel- und Suchreflex auslösen, der dem eines konditionierten Hausschweins nahe verwandt ist, dürfte auch diese Einrichtung bis zum nächsten Weltuntergang fest installiert sein.

Grundsätzlich sind Klamotten freilich um das Doppelte schöner, wenn sie um die Hälfte reduziert sind. So lautet zumindest einer der wichtigsten Hauptsätze der methodischen Schnäppchen-Mathematik. Deshalb können wir gerade im Angesicht des erbarmungslosen Zurasens auf das bevorstehende Weihnachtsfest heute froh sein, dass die Heiligen Drei Könige damals dem leuchtenden Stern und nicht dem blinkenden Prozentzeichen gefolgt sind. Sonst wären sie statt an der Krippe wohl an den Sonderangebotskisten von Woolworth oder Media Markt gelandet und das Jesuskind hätte ohne Gold, Weihrauch und Myrrhe aufwachsen müssen.

Während es Aldi und Konsorten bereits geschafft haben, dass wir Sparasiten uns zweimal pro Woche nach kurzer Prospektlektüre kollektiv kopfüber ins Eisengeflecht discountrischer Warenauslagen stürzen, scheucht uns der angeborene Spartrieb jetzt auch noch durch den wilden Rabattdschungel des schwarzen Freitags.

Nun ist halt ein Schal nur ein Schal. Es sei denn, er wurde vor dem Kauf um ein Drittel heruntergesetzt, dann kann er es auf der Agenda einer Damenfrühstücksrunde auf Rang eins der Tagesordnungspunkte mit einem halbstündigen Gesprächsanteil schaffen. Ähnliche Karrieremöglichkeiten gelten für sonderangebotene Pendelhubstichsägen oder elektrische Laubblassauger an Herrenstammtischen.

Nein – die Helden der Gegenwart fliegen längst nicht mehr mit Umhängen durch Häuserschluchten und retten die Welt vor Bösewichten. Wahre Giganten von heute können mit Kassenquittungen belegen, für ihren neuen Fahrradschlauch nachweislich am wenigsten bezahlt zu haben.

Ich freue mich schon heute, wenn die Amis einen One-Leg-Day einführen, an dem alle, die auf einen Bein hüpfend durchs Kaufhaus rennen, fünfzig Prozent Rabatt bekommen. Oder einen Lemming-Day, an dem man sich gemeinsam grundlos von irgendwelchen Klippen stürzt. Dann ist es wenigstens beim Aldi am Montag vormittag nicht mehr so voll.