Die Volksfestsaison der Gemeinen Stechmücken ist eröffnet. Mit den ersten Sommergewittern begannen unlängst die Festauszüge der Saugrüsselbrigaden und seither treffen sich zahllose Insektenfamilien wieder allabendlich zur Brotzeit an den reich gedeckten Knöcheln, Handgelenken und blutdurchfluteten Schmankerltafeln ihrer Gastwirte.

Alle Versuche der letzten Jahren, die Staunzenangriffe auf diplomatischem Weg zu beenden, sind gescheitert. Es nutzt nichts, Hinweisschilder mit Mückenbildern und der Beschriftung „wir müssen draußen bleiben“ an den Haupteinflugschneisen zu postieren und auch Gespräche mit den Anführern der Viecher verlaufen erfahrungsgemäß ergebnislos.

Als geübter Googlianer findet man allerdings schnell heraus, dass Mücken anonyme Alkoholiker sind. Ab 0,3 Promille im Blut steigt stichhaltigen Forschungen zufolge auch die Sauglust der stechwütigen Brut überproportional. Ob man nun deshalb im Biergarten das eigene Verdauungssystem sowohl stundenlang als auch literweise mit stillem Wasser langweilen möchte, ist freilich eigenen Prioritätsvorgaben überlassen. „Will man schlucken, darf´s auch jucken“ – um einen bisher unbekannten Insektologen zu zitieren.

Dass Mücken, denen man eine Vorliebe für Menschen mit hohen Blutfettwerten nachsagt, nach dem Mahl zu Fuß nach Hause gehen müssen, ist wohl nur ein Gerücht. Vor allem sind vollgefressene Exemplare, die man nach vier Stunden erfolgloser Jagd durchs eigene Schlafzimmer schließlich auf Kosten eines fünf Quadratzentimeter großen Tapetenflecks erlegt bis zuletzt offenhörlich des Fliegens mächtig. Die Geschwister des Getöteten machen sich meistens erst bemerkbar, wenn man das Licht ausgeschaltet und sich wieder ins Bett gelegt hat. Ihre Kamikaze-Flüge in Ohrhöhe führen oft dazu, dass sich Menschen schließlich im Dunkeln gnadenlos selbst ohrfeigen. Dabei scheint es sich um die traditionelle Rache der Stechmücken für verlorene Familienmitglieder zu handeln.

Bleibt für mich persönlich zu erwähnen, dass mein Blut offensichtlich als Chateau-Lafite im Guide Michelin bayerischer Gourmetstaunzen geführt wird. Wer mich in den Biergarten begleitet verfügt über besten Mückenschutz. Garantiert. Und kann ungestochen trinken soviel er will.