Was haben sie uns schon alles weggenommen? Die D-Mark, das Telefonhäuschen, den Sendeschluss, Karl Lagerfeld und jetzt dann auch noch den guten alten Lappenführerschein. Unser flexibler Freund, der sich jahrzehntelang geschmeidig cocochanelligen Damen-Accessoires oder Männergeldbeuteln in Cordhosenarschtaschen angepasst hat, steht nun vor den Vollstreckern des Blutgerichts euronarrischer Bürokratie.

War es doch bisher ein Privileg des jungen bis fortgeschrittenen Kraftfahrsenioren, bei einer Verkehrskontrolle dem Wachtmeister den runzligen und altersbefleckten Lizenzlappen durch das niedergekurbelte Seitenfenster zu servieren, aus dem bis heute unsere unschuldige Jung- und Aknerübe freundlich grinst. Stammt das Bild schließlich aus einer Zeit, in der man auf Passfotos noch lächeln durfte, weil die Welt womöglich noch in Ordnung war.

Sollte es ernsthaft so gemeint sein, dass wir für ein wenig Fälschungssicherheit dieses wunderbare Jugendportrait auch noch gegen eine vorschriftsmäßig griesgrämig dreinschauende Faltenbirne der Gegenwart hergeben müssen, dann ist es Zeit, den Rollator zu satteln, den Gehstock zu spitzen und gemeinsam auf die Straße zu gehen. Rettet unsere Würde! Rettet unseren Führerschein! Den einzig echten seiner Art!

Man würde uns angeblich bei Verkehrskontrollen leichter erkennen, wenn das Foto nicht so alt ist. Dabei entspricht eben dieses Lichtbild etwa genau dem Alter, in dem wir uns gefühlsecht gerade befinden, wenn wir beim quiekenden Kavaliersstart an einer auf grün wechselden Ampel dem plastikführerscheinbesitzenden Grünschnabel neben uns kurz zeigen, wie ein Porsche Cayenne Turbo von hinten aussieht.

Und wenn man den Predigten der Öko-Erwins glauben mag, dann doch lieber Papier statt Plastik. Dann müssen die Fische nicht auch noch unsere Führerscheine fressen.

Aus diesen und vielen anderen Gründen, liebe Generationskollegen: wer seinen ehrwürdigen Altführerschein nicht rechtzeitig umtauscht, muss ein Verwarnungsgeld von zehn Euro bezahlen. Das werden wir uns wohl auch in zehn Jahren noch leisten können. Lasst uns also kämpfen – bis zum letzten Lappen!