Als bekennender Tierliebhaber und ausgesprochener Krabbelfreund möchte ich mich heute für weniger beachtete Tierarten einsetzen, nicht zuletzt, weil es sich vor allem um meine einzigen eigenen Haustiere handelt: Asseln, Silberfische und Weberknechte. Einerseits ist die dauerhafte Bevorzugung der Bienen verständlich, hatten sie doch mit Vorzeigeexemplaren wie Maja und Willi stets eine zuverlässige und positive Medienpräsenz. Andererseits ist eine aufkommende Mißgunst bei anderen Tierarten nicht zu unterschätzen, denn auch die sonst gleichgültige Kellerassel möchte gerne gerettet werden, wenn man schon einmal beim Retten ist. Gleiches gilt selbstverständlich für Silberfische und Weberknechte.
Zuallererst sollten wir allerdings die Menschen retten, also uns alle, also vor allem mich. Und da wollen wir nicht auf Plakaten lesen „Rettet die Schmidts“ oder „Rettet die Glatzköpfigen“. Sondern alle. Deshalb ist es wichtig, wenn man 100 ausgewählten Bakteriologen glauben darf, dass zukünftig alle Erdnussflips einzeln und keimfrei in kleine Plastiksäckchen verpackt werden und uns im Supermarkt weiterhin vorgeschälte Bananen angeboten werden, damit wir die am Bananenschälen beteiligte Muskulatur vor unnötigem Verschleiß bewahren. Auch die transparent einkondomierte Gurke erspart uns die Sorge, wer schon alles seine Drecksgriffel an unserem Grüngemüse hatte und uns fahrlässig über ein Salatprodukt mit allen möglichen Seuchen ekelhaftester Art infiziert.
Selbstverständlich sinkt unser Unfallrisiko, wenn wir Schuhe, Pizzas oder Kampfhubschrauber nur noch vom Kanapee aus im Internet bestellen und wenn die Monokultur des robotergemähten Gartenrasens keine tückischen Unebenheiten aufweist. Schließlich können auch kleine Entzündungen, die durch an Unkrautwurzeln aufgeschlagenen Zehen verursacht wurden, im Einzelfall tödlich enden, wenn man sie lange genug googelt.
Soviel zum Spaß. Wir Menschen sind wahrscheinlich gar nicht mehr zu retten. Also – rettet die Asseln. Und die Silberfische. Und die Weberknechte. Und dann von mir aus auch die Bienen.