Da labert der allwissende Volksmund jahrhundertelang einen vom Elch, dass man sich Gesundheit nicht kaufen kann und der jahrhundertelang strategisch enthirnte Kassenpatient hat das natürlich jahrhundertelang geglaubt.

Nun wollten wir das alte Jahr gerade noch gemeinsam und fröhlich in die ewigen Jagdgründe saufen, da erfahren wir plötzlich, dass der Neujahrskater unseres Sektnachbarn viel schlimmer sein wird als der eigene, nur weil dieser privatversichert ist.

Dreiundzwanzig Tage länger muss also der Ottonormalpatient auf einen freien Platz im Wartezimmer warten, Karten nur im Vorverkauf, Abendkasse nur bei versehentlicher Selbstenthauptung. Seit Tagen laufen bereits fieberhafte Suchanfragen im Internet, wie man einen abgesäbelten Arm in seiner Bosch-Kühl-Gefrierschrank-Einheit optimal aufbewahren könnte, damit ihm nicht nach dreieinhalb Wochen die Finger abschimmeln oder wie man in die eigenen Gallensteine hineinatmet oder sie verbal davon überzeugt, dass der Kassenkiesel sich gefälligst solange ruhig zu verhalten hat bis auch der letzte Privatdiamant entfernt ist.

Gesetzlich Versicherte leiden zudem unter verstärkten Angstzuständen, ausgelöst durch die berechtigte Sorge nach dreiundzwanzig Tagen wieder gesund zu sein. Dabei stellt die Panik vor der akuten Gefahr, bis zum Praxistermin nicht über eine neue Krankheit zu verfügen oft die Grundlage für psychologischen Hilfsbedarf dar, der möglicherweise eine erneute dreiundzwanzigtägige Wartezeit nach sich zieht.

Dabei soll man freilich nicht mit dem Onkel Doktor schimpfen, denn wer pflückt schon das Gänseblümchen, wenn neben ihm die Rose blüht und wer nimmt schon die Oma, wenn auch das Rotkäppchen reizvoll lächelt?

Lasst uns trotzdem auch heuer wieder niesen, rotzen und schleimen, was der Rüssel hergibt, auch wenn der eigene Schnupfen nur ein Schnupfen zweiter Klasse ist. In diesem Sinne wünsche ich allen Privatversicherten bereits heute ein gesundes, neues Jahr. Die Kassenpatienten müssen darauf leider noch bis 23. Januar warten.