Was sind das für Zeiten? Man traut seinem eigenen Handy nicht mehr. Da liegt es Harmlosigkeit heuchelnd in meiner linken vorderen Hosentasche und macht vielleicht gerade Bilder von meinen Einwegtaschentüchern für ein amerikanisches Marktforschungsunternehmen, welches das markenorientierte Schneuzverhalten des gemeinen Rott- und Inntalers untersucht.
Magere Zeiten für den innerfamiliären SMS-Verkehr – diesen haben wir mittlerweile spionageabwehrtechnisch soweit codiert, dass wir uns anschließend meistens anrufen müssen, um den Inhalt der Nachricht zu klären. Und obwohl ich meinen Mobiltelefon-Terminkalender täglich mit zwanzig Fantasie-Einträgen füttere, fehlt mir freilich der Nachweis, dass sich mein persönlicher Überwachungssatellit dadurch hin und wieder ordentlich verfliegt.
Magere Zeiten für Seitenspringer – nicht nur Ross und Reiter, sondern auch Fahrzeugtyp und eine kartographische Übersicht über bevorzugte Waldparkplätze warten gespeichert in irgendwelchen Clouds und Servern zeitbombengleich auf den großen Bumms. So bremst der Amerikaner nicht nur die bösen Achsen der Welt sondern auch den europäischen Trend zu Zweit- und Drittbeziehungen.
Magere Zeiten für Versteckspieler – gerne erinnern wir uns an die Zeit, als der zum Suchen Beauftragte uns noch bis zehn zählend Vorsprung gewährte, um dann mit einem lauten „Ich komme!“ den Beginn seiner Schnüffelei anzukündigen.
Selig die Hoffenden – auf eine Zukunft, in der sich das Ohr vorher persönlich vorstellt, das sich dazwischenhängt, bevor wir Tante Else telefonisch zum Granatsplitter essen einladen und somit über eine Schlüsselworterkennung an die Spitze der Liste akut Anschlagsverdächtiger im Rottal aufsteigen.
Selig die Glaubenden – an die Freiheit der modernen Kommunikation. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den Zauberlehrling oder beenden Sie einfach jedes Gespräch, jede Kurzmitteilung oder sonstige elektronische Nachricht mit den Worten „…gelobt sei Barack Obama“. Dann sind Sie ohnehin auf der sicheren Seite.