Der Alois Irlmaier – längst hingeschiedenes Orakel von Freilassing – hat es schon immer gewusst: Statt Löwenzähnen werden auf ehemals saftigen Rindviehweiden Kaktusse sprießen und eifrige Biomägde werden auf niederbayerischen Streuobstwiesen für den regionalen Reformhaussaft demnächst nur noch Bananen, Orangen und Kokosnüsse sammeln. Pfarrkirchner und Eggenfeldener werden ihre Hauskamele nach Postmünster treiben um ihnen dort an der letzten Stausee-Oase den Rüssel zu wässern und die Simbacher können sich im trockenen Innbett mit ihren österreichischen Nachbarn im Sommerrodeln messen.

Das Klima kommt scheinbar schneller in die Wechseljahre als von den gelehrtesten Wettergynäkologen je geahnt, doch selbst bei zunehmender Gefährdungslage wird die deutsche Regierung erst einmal keine Tornados hinschicken, weil man nicht genau weiß, wo es wohnt. Das weiß man bei den Kameraden des Islamischen Staats auch nicht so genau, aber im Notfall fragen wir den Franzosen im Kampfjet nebenan.

Sollte es diesen Winter noch schneien, empfiehlt es sich durchaus bereits ein paar Schneeflocken zu laminieren und im Reliquienordner aufzubewahren – alleine um den Enkeln einst die Kuriositäten früherer Generationen zeigen zu können.

Industriedesigner arbeiten freilich längst an neuen Produkten für die postklimatische Ära. So fertigt man für die anstehende Weihnachtszeit vorausschauend erste Muster von Schokoladennikoläusen in Badehosen sowie Ständer, Schmuck und Outdoor-Lichterketten für die traditionelle Weihnachtspalme, unter der die Bescherung auf der gut beschatteten Nordterrasse künftig erst nach 23 Uhr stattfinden wird, um wenigstens am Heiligabend das Haus ohne Hardcore-Lichtschutzfaktorcreme verlassen zu können.

Lasst uns trotzdem das bevorstehende Weihnachtsfest dieses eine Mal noch drinnen feiern und dabei auch an Menschen denken, die unser Mitgefühl verdient haben – vor allem an jene, die absolut voreilig und völlig umsonst des Klimas wegen in die Karibik ausgewandert sind.