Die Tiere des Waldes und der heimischen Fluren schütteln staunend Lauscher und Gehörn. Wir ausgangsbeschränkten Zweibeiner haben im einerseits aufkeimenden Lenz und andererseits niederkeimenden Herdenleben unsere neue Lust am naturnahen Spaziergang entdeckt. Legte man das aktuelle Verkehrsaufkommen niederbayerischer Fußgänger zugrunde, stünde der Frage nach einem dreispurigen Ausbau des gesamten Netzes heimischer Forst- und Wanderwege nicht der geringste Zweifel im Weg.

Derweil dürfte es auch coronal bedingten Neuzugängen im Interessenverbund des Spazierwesens nicht entgangen sein, dass sich unter den Landschaftspilgerern nach wie vor zahllose Exemplare befinden, deren karge Versuche, ihrer Fortbewegung mit zwei Carbonstöcken einen Ansatz von Ästhetik zu entlocken, in einem durchaus fundamentalen Ausmaß scheitern. Selbst bei einer nur oberflächlichen und fachfernen Beurteilung der motorischen Gesamtabläufe wird sich bei den meisten daran auch in den Jahren nach der Krise nichts ändern, auch wenn man dieser Zeit noch so wundersame Wandlungen und wandelsame Wunder unterstellen mag.

Wenn wir Fußgehenden heutzutage der Ordnung entsprechend auch nur einzeln oder paarweise auftreten, zeigen sich bereits erste virusbedingte Veränderungen in unserem Rudelverhalten. Treffe ich neuerdings auf Marschierer, die sich offensichtlich auf direktem Kollisionskurs zu meiner angestrebten Route befinden, so wechsle ich zügig die Seite des Pfades, um dem virologisch errechneten Spuck- und Atemradius des ansteckungsverdächtigen Gegenverkehrs genauso rechtzeitig wie großräumig zu entkommen. Selbst das zufällige Antreffen eines bekannten Zeitgenossen löst einen bisher unentdeckten Bremsreflex aus, der den augenblicklich vorgeschriebenen Körperabstand für die Durchführung eines kurzen medizinischen Fachgesprächs gewährleistet. Von tausenden Fernsehsondersendungen qualifiziert und bis an die Zähne aufgegoogelt sind wir schließlich mittlerweile alle in der Lage, die Gesamtsituation professionell einzuschätzen und im Notfall den Freistaat alleine zu retten.

Wenn ich aber auf dem Spazierweg kurz innehalte und das eigene Ich einen Augenblick auf Werkeinstellung zurücksetze, höre ich manchmal das Kaninchen kichern und den Feldhasen feixen, wie schnell aus der Krone der Schöpfung auf einmal selbst eine Schar Mümmelmänner geworden ist – zumindest was die üble Nachrede der Furchtsamkeit betrifft.

So schreite ich nach Abschluss dieser Zeilen erneut spazierend von hinnen, damit die Tiere des Waldes und der heimischen Fluren wissen: aha – der Zweibeiner ist noch immer stillgelegt.