Zweimal im Jahr zanken sich Vertreter der Volksfront nationaler Zeitumstellungsgegner mit den Verteidigern des Bündnisses regionaler Sommerzeitpatrioten dickhalsig und visieroffen um Erhalt oder Vernichtung deutscher Doppelbezeitung und um die eigentlich einfache Frage, wie spät es ist, beziehungsweise sein sollte.

Tiefe Gräben spalten nicht nur die Rottaler Stammtische halbjährlich und mindestens eine Woche lang im kalten Krieg um Sinn oder Unsinn der von oben verordneten Uhrumstellerei. Ein echtes bayerisches Mannsbild entscheidet sowieso selber, wann es halb elf ist und somit die dem Weibchen versprochene Zeit, an der man vom Wirtshaus heimkommen wollte.

Freilich versuchen wir seit Jahrzehnten glorreiche Eselsbrücken zu bauen, ob der Kuckuck beim Umstellen statt zweimal nun dreimal oder eben umgekehrt aus seinem Häuschen herauskuckucken muss. Schließlich liegen zwischen einer Stunde länger oder kürzer schlafen bei fehlerhafter Anwendung ganze zwei Stunden und da ist unter Umständen am Sonntag der Tatort schon vorbei, bevor noch Weißbier und Erdnussflips auf dem Wohnzimmertisch stehen.

Umstellungsgegner befürchten außerdem nachhaltig ungünstige Eingriffe in die Gesundheit und den Hormonhaushalt. Heimliche Ängste, unbeabsichtigte Blutaufstauungen in südlichen Leibesgegenden männlicher Angestelltenkörper könnten statt frühmorgens zuhause vielleicht erst beim Kaffeeholen in der Firmenkantine stattfinden, spielen dabei nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Möglicherweise ist es jedoch vernünftiger wie bei vielen Krisenthemen unserer Erde, sich auf lange Sicht nicht mit den Symptomen herumzuschlagen, sondern die Ursachen zu bekämpfen. Wer sind wir eigentlich, dass wir uns von so einem dahergeflogenen Planeten die Tageslichtzeiten vorschreiben lassen? In Zeiten, an denen wir mit einem motorisierten Gurkenhobel punktgenau auf einem im Universum herumflatternden Steinhaufen landen können, müssten wir doch längst in der Lage sein, statt der Uhrzeit einfach die Sonne umzustellen. Das dürfte für uns auf jeden Fall ein kleineres Problem darstellen als in der EU einen gemeinsamen Beschluss dafür zu finden.